Muster regenerativer Organisationen

Drei Cluster für zukunftsfähiges Wirtschaften.

Wie können wir Organisationen so gestalten, dass sie nicht nur nachhaltig, sondern wirklich regenerativ wirken?

Diese Frage stand im Zentrum eines Forschungsprojekts, das ich mit Kollegen und Kolleginnen der Gilde Agile Organisationsentwicklung 2023/24 durchgeführt habe. Wir besuchten zwölf Unternehmen, die bereits regenerativ handeln – darunter Wildling Shoes, Shift und WEtell. Aus ihren Erfahrungen ließen sich wiederkehrende Muster erkennen, die wir in drei Cluster gegliedert haben (siehe Abbildung). Sie zeigen, wie Regeneration in Organisationen Gestalt annimmt.

Abb.: Muster regenerativer Organisationen

1. Regenerativer Sinn – Beitrag zum Ganzen

Regenerative Organisationen verstehen sich als Teil eines größeren Systems. Ihr Sinn richtet sich darauf, dem Leben zu dienen: dem Gemeinwohl, dem Planeten, den Menschen. Dieser Sinn wirkt als Kompass für Entscheidungen. Er beeinflusst, welche Produkte entstehen, wie sie gefertigt werden und welche Beziehungen entlang der Wertschöpfung gepflegt werden.

Bei Shift GmbH zeigt sich das eindrucksvoll: Das Unternehmen baut langlebige, reparierbare Smartphones und schließt Kreisläufe, etwa durch Rücknahmeprogramme oder Projekte zur Renaturierung von Goldminen. Wirtschaftlicher Erfolg und planetare Verantwortung gehören hier zusammen.

2. Regenerieren in lebendigen Beziehungen – Miteinander wachsen

In regenerativen Organisationen steht der Mensch im Mittelpunkt – nicht als Ressource, sondern als Teil eines lebendigen Systems. Beziehungen, Vertrauen und Selbstfürsorge sind Grundlage für Zusammenarbeit.

Bei Wildling Shoes GmbH gibt es die Rolle des Energy Keepers, der in Meetings auf Stimmung, Energie und Spannungen achtet. Spannungen werden nicht vermieden, sondern als Quelle für Lernen und Entwicklung begrüßt. Diese Haltung schafft Räume, in denen Menschen sich entfalten und Teams resilient bleiben – auch in herausfordernden Zeiten.

3. Organisation als lebendiger Organismus und Teil eines Ökosystems

Regenerative Unternehmen gestalten Organisationsstrukturen, die flexibel, lernend und verbunden sind. Sie sehen sich nicht als abgeschlossene Einheiten, sondern als Knotenpunkte in einem Netzwerk von Beziehungen.

Die WEtell GmbH lebt diese Verbundenheit vor: Ihre Werte – Klimaschutz, Fairness, Datenschutz und Transparenz – sind nicht nur Marketing, sondern gelebter Alltag. Kundinnen erleben direkte, persönliche Kommunikation statt anonymer Hotlines. So werden Haltung und Handeln kohärent – innen wie außen.

Diese drei Cluster wirken zusammen. Der Sinn einer Organisation stärkt das Erleben von Selbstwirksamkeit. Gute Beziehungen fördern Kreativität und Vertrauen. Ein passendes Organisationsdesign ermöglicht, dass Sinn und Beziehungen gelebt werden können.

Regenerative Organisationen sind damit mehr als effiziente Systeme – sie sind lebendige Organismen, die sich selbst und ihr Umfeld nähren. Sie verkörpern eine neue Form wirtschaftlicher Verantwortung, die sich am Leben orientiert.

Mehr erfahren über regenerative Organisationen?

Im dritten und letzten Beitrag der Reihe – lesen Sie hier den 1. Teil – zeige ich beispielhaft, wie Unternehmen ihren eigenen Weg der regenerativen Entwicklung gestalten können: mit konkreten Prinzipien und ersten Schritten, die Mut machen, selbst anzufangen.


Im Buch „Die regenerative Organisation“ untersucht die Autorin regenerative Unternehmen, die aktiv regenerieren statt nur Schäden zu reduzieren. Das Buch beleuchtet anhand von Fallbeispielen die Muster und Praktiken solcher Organisationen und zeigt Wege auf, wie Unternehmen sich in Richtung Regeneration entwickeln können. Mit einem Geleitwort von Matthias Varga von Kibéd.

Buchabbildung Regenerative Organisationen


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