Im Interview hebt Professor Roman Stöger die Bedeutung von Führung in einer immer komplexer werdenden Welt hervor und er erklärt, warum Führungsqualität der übersehene Wettbewerbsvorteil Nr. 1 ist. Er spricht über Führungskräfte-Entwicklung, KI und die entscheidenden Führungsaufgaben.
Vor welcher Führungskraft haben Sie hohen Respekt?
Das mag jetzt überraschend klingen: vor Bürgermeistern. Wenn alle Konzern-Vorstände zurücktreten, dann wird das Verwerfungen hervorrufen. Wenn es aber keine Bürgermeister und Bürgermeisterinnen mehr gibt, hat unsere Gesellschaft ein massives Problem. Der soziale Kitt und der Motor unserer Wirtschaft sind die Gemeinden, die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), Vereine, Gewerkschaften, Sozialverbände, Konfessionen usw. Auch diese müssen künftig noch professioneller geführt werden, weil die Welt schwieriger geworden ist.
Aktuell sind die dominanten Themen Zölle, Energiepreise, Klima, Polarisierung, Kriege usw. Warum nehmen Sie das Thema Führungsqualität wieder auf die Tagesordnung?
Jammern und Forderungen sind emotional nachvollziehbar, bringen eine Organisation aber nicht weiter. Führung bedeutet, nach vorne zu schauen, Chancen zu erkennen, die Leute mitzunehmen und etwas umzusetzen. Nicht staatliche Förderungen oder niedrige Strompreise bewirken einen Wettbewerbsvorteil, sondern etwas anderes: professionelle Führung. Warum setzen sich gewisse Unternehmen auch in Krisenzeiten durch? Nicht weil sie eine Subvention bekommen oder niedrige Löhne zahlen, sondern aufgrund von kompetentem Management.
Personal-Entwicklung hat sich mittlerweile in vielen Organisationen etabliert. Wo sehen Sie die Herausforderungen für die Führungskräfte-Entwicklung?
Wie viele Führungskräfte arbeiten in Deutschland? Sie wurden noch nie gezählt, es gibt aber eine Daumenpeilung: Generell geht die OECD davon aus, dass 5-10 % der erwerbstätigen Bevölkerung Führungskräfte sind. Bei rund 40 Millionen Erwerbstätigen sind das etwa 2 bis 4 Millionen. Führung ist zu einem Massenberuf geworden, aber die entsprechende Management-Entwicklung hinkt hinterher. Wir sehen das in vielen KMU`s, in den Freizeitbranchen, aber auch außerhalb der Wirtschaft wie zum Beispiel in der Katholischen Kirche. Priester sind nicht mit Theologie überfordert, sondern oft bei Führungsaufgaben.
Seit Jahren wird über Personalmangel geklagt. Sie beschrieben in einem Vortrag aber auch den jetzt schon absehbaren Führungskräftemangel.
Führungspositionen verlieren zunehmend an Attraktivität. Dies hat mit nicht adäquater Bezahlung, mit Worklife-Balance und mit immer anspruchsvolleren Mitarbeiter-Beziehungen zu tun. Wir sehen das etwa bei fehlender Unternehmensnachfolge und in nicht besetzten Schuldirektionen. Führung muss auch gelernt und entwickelt werden. Sich nur auf Naturtalente zu verlassen, bringt nichts, weil sie zu selten sind.
Inwieweit wird KI das Führungsthema beeinflussen?
Manager müssen künftig noch mehr fähig sein, verschiedene Welten miteinander zu verbinden: Präsenz und Home-Office, analog und digital, kurzfristige Optimierung und langfristige Transformation, die einzelne Person und das Unternehmen. Dabei bietet die KI durchaus Hilfestellungen – von der Erstellung eines Protokolls bis zu einer raschen Recherche von Themen. Es gibt aber auch vieles, was definitiv nicht an die KI ausgelagert werden kann: Schlüsselentscheidungen, Verantwortung und Empathie sind hier Beispiele.
Welche sind die entscheidenden Führungsaufgaben?
Erstens die Führung der eigenen Person, d.h. Arbeitsmethodik, Zeitmanagement und Selbstmotivation. Gerade das wird sehr oft übersehen. Zweitens die Entwicklung eines Zukunftsplans für den eigenen Verantwortungsbereich. In der heutigen Zeit wird dies nicht die Fortschreibung der Vergangenheit sein können. Und drittens die systematische Entwicklung der Mitarbeitenden und der Organisation, damit alles umgesetzt werden kann. Wir befinden uns in einer riesigen Transformation, die wir nur mit Professionalität zu einem Erfolg machen können.
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