Zukunftskompetenzen sind heute besonders wichtig, weil sich die Welt in rasantem Tempo verändert. Technologische Innovationen, wirtschaftliche Umwälzungen und gesellschaftliche und politische Veränderungen haben unmittelbare Auswirkungen auf Arbeitsmärkte, Bildung und persönliche Lebensbereiche. Zukunftskompetenzen helfen uns, nicht nur als Individuen erfolgreich zu bleiben, sondern auch als Gesellschaft die Chancen und Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Im Rahmen dieses Fokusses stellt sich zwangsläufig die Frage, von welchen zukünftigen Kompetenzen sprechen wir eigentlich. Natürlich hängt dies primär von der strategischen Ausrichtung der jeweiligen Organisation, von der Unternehmenskultur und den gelebten Werten ab. Dennoch ist es sicherlich spannend und durchaus auch von organisationsübergeordneter Bedeutung, einen konkreten Blick auf den Diskussionsstand zum Thema zu werfen, welche Kompetenzen in Zukunft wichtig sein werden und welche Modelle Unternehmen dabei unterstützen zukunftsfit zu bleiben bzw. zu werden.
Kompetenzen der Zukunft
Versuchen wir uns dieser Thematik systematisch zu nähern, müssen wir schnell feststellen, dass es dazu eine große Vielfalt von Zugängen, Definitionen und Perspektiven gibt. Wie sollte es auch anders sein. Offensichtlich wird die Diskussion über Kompetenzen der Zukunft derzeit intensiv geführt, denn wie bereits mehrfach hervorgehoben, verändern sich die Anforderungen an die Arbeitswelt und die Gesellschaft insgesamt aufgrund mehrerer tiefgreifenden Entwicklungen rapide. Die Aktualität und Bedeutung ist auch der Tatsache geschuldet, dass „Kompetenzen der Zukunft“ im Gleichklang mit der Diskussion zu „Readiness“ oder „Fitness“ von Organisationen „for the Future“ immer wieder genannt werden. Allerdings läuft damit das Thema Gefahr, zu einer Diskussion „auf Buzz-Word-Ebene“ zu verkommen.[1]
Es ist nicht unser Anspruch, eine vollständige und umfassende Darstellung des aktuellen Diskussionsstands zu „Kompetenzen der Zukunft“ zu erarbeiten, sondern jene Aspekte hervorzuheben, die nach unserer Einschätzung speziell im Kontext eines strategisch ausgerichteten Talent- und Nachfolge-Management besonders relevant erscheinen.
Lassen Sie uns mit der Frage starten: Wie ist der Stand dazu im Moment?
Die Auseinandersetzung mit den Strömungen und Entwicklungen zu diesem Thema führt immer wieder zu fünf zentralen Ansätzen, die sich mit der Frage nach den relevanten Kompetenzen der Zukunft beschäftigen. Auf sie wird sowohl im Unternehmenskontext als auch im wissenschaftlichen Umfeld ständig Bezug genommen.
Es sind dies …
- die Kompetenzen der Zukunft laut World Economic Forum[2]
- die Zukunftskompetenzen der Harvard Business School (HBS)[3]
- die Future of Work – global hopes and fears[4]
- die Future Skills: 30 zukunftsentscheidende Kompetenzen und wie wir sie lernen können[5] und
- die AIComp – Future Skills für eine durch KI geprägte Lebenswelt[6].
Bei einer zusammenfassenden Betrachtung der vorgestellten Forschungs- und Studienergebnisse zum Thema „Kompetenzen der Zukunft“ lassen sich mehrere Schlüsselkompetenzen identifizieren, die für die zukünftige Arbeitswelt und Gesellschaft von entscheidender Bedeutung sind. Sie spiegeln die Anforderungen wider, die durch technologische Innovationen, demografische Veränderungen, geopolitische Verschiebungen und die Notwendigkeit nachhaltiger Entwicklung entstehen. Die genaue Priorität kann je nach Kontext und Branche variieren.
Beziehen wir uns in unseren Überlegungen nun auf die vorrangig beobachtbaren sozialen und persönlichen Kompetenzen, deren Ausprägungen in der Gestaltung des aktuellen Arbeitsumfeldes große Wirksamkeit erzeugen können, so ergibt sich folgende Essenz wichtiger zukünftiger Kompetenzen.

Konkret bedeutet dies:

Mit dieser Verdichtung ist eine gute Basis für die weitere Kompetenzdiskussion geschaffen. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt der weiteren Ausführungen:
- Welche Kompetenzmodelle werden heute großteils eingesetzt und welche eignen sich wofür?
- Wie gelingt es generell, Kompetenzen zu „messen“?
- Wie gelingt es, diese Kompetenzen nachhaltig zu entwickeln? Welche Schritte sind dafür sinnvoll bzw. notwendig und welches Modell eignet sich dafür in besonderer Weise?
Diesen Fragen widmet sich der nächste Blog.
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Lesen Sie auch den ersten Beitrag des Autors:
Das Buch „Strategisches Talent- und Kompetenzmanagement neu denken“ vereint fundierte Forschungserkenntnisse mit innovativen Ansätzen, um Unternehmen wirksame Werkzeuge für eine strategische und effektive Talentpolitik an die Hand zu geben. Es zeigt, wie Personalentwicklung transparent, partizipativ und nachhaltig gestaltet werden kann. Es werden sowohl die Chancen als auch die Risiken des Einsatzes von künstlicher Intelligenz im Talentmanagement beleuchtet. Anhand praxisnaher Beispiele wird verdeutlicht, wie Technologie Lernprozesse bereichern, aber auch die Selbstständigkeit und Kreativität von Mitarbeitenden herausfordern kann.

[1] Bereits die Bing- und Google-Eingabe der Suchbegriffe: Kompetenzen der Zukunft, Future Skills, Zukunftskompetenzen bringt über 800.000 links. Für ein Spezialthema ein recht hoher Wert. Zum Vergleich: die Eingabe des Begriffs „Kompetenzmodell“ „liefert“ lediglich 78.000 links (Stand Juli 2025)
[2] vgl. Battista, A.; Grayling, S.; Hasselaar, E.; Leopold, T.; Li, R.; Rayner, M.; Zahidi, S. (2023); “Future of Jobs Report”; in: WEF digital; https://www.weforum.org/publications/the-future-of-jobs-report-2023/
[3] vgl. Sigelman, M.; Fuller, J.; Martin, A. (2024) “Skills-Based Hiring: The Long Road from Pronouncements to Practice”; in: HBS digital 2024; https://www.hbs.edu/managing-the-future-of-work/Documents/research/Skills-Based%20Hiring.pdf; published by Burning Glass Institute Boston 2024
[4] vgl. Barabas, D. (2024); “PwC’s 2024 AI Jobs Barometer How will AI affect jobs, skills, wages, and productivity?”; in: PWC digital; https://www.pwc.com/gx/en/issues/artificial-intelligence/job-barometer/report.pdf
vgl. Brown, P. et al. (2024); „Global Workforce Hopes and Fears Survey 2024“; in: PWC digital; https://www.pwc.com/gx/en/issues/workforce/hopes-and-fears.html
[5] vgl. Spiegel, P.; Pechstein, A.; Ternès, A.; Grüneberg, A. (Hrsg.) (2021); „Future Skills. 30 zukunftsentscheidende Kompetenzen und wie wir sie lernen können“; Verlag Vahlen; München
[6] vgl. Ehlers, U.-D.; Lindner, M.; Rauch, E. (2023); „AI COMP – FUTURE SKILLS für eine durch KI geprägte Lebenswelt“; in: Next Education digital; https://next-education.org/de/projekte/ai-comp/
vgl. Wagner, T. (2024); „KI-Kompetenz-Studie: Welche Fähigkeiten sind für die Arbeitswelt morgen nötig?“; in: DLF Audiothek; https://www.deutschlandfunk.de/ki-kompetenz-studie-welche-faehigkeiten-sind-fuer-die-arbeitswelt-morgen-noetig-dlf-d247de04-100.html?fbclid=IwAR0YYCH_nwd9n7scDmsop4ZWXc6JMefobD7uBtrOSGyu7EYcNxN3HQbPDt0