Handlungsfähig werden.
Im Rahmen ihrer Initiative für einen handlungsfähigen Staat haben Julia Jäkel, Thomas de Maizière, Peer Steinbrück und Andreas Voßkuhle im März einen Zwischenbericht vorgelegt. Im Fokus stehen Wechselwirkungen zwischen Reformbereichen und Gelingensbedingungen von Reformen. Das hat viel mit Führung zu tun.
Themen wie Digitalisierung und Verwaltung, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit, Datenschutz, Klima & Energie, Soziales und Bildung, Bestandteil der Empfehlungen, bearbeitet man im Maschinenraum (Folge 1). Organisationen erledigen Verwaltungsaufgaben, befriedigen sonstige Bedürfnisse und tragen dazu bei, den Mitgliedern unserer Gesellschaft das Leben so lebenswert wie möglich zu machen. Ob das gelingt, hängt wesentlich von denen ab, die Organisationen leiten.
Im neuen Koalitionsvertrag steht: Wir werden eine moderne und wertschätzende Führungskultur etablieren und fördern zuständigkeitsübergreifendes Denken, Entscheidungsfreudigkeit und ein Ausschöpfen von Handlungsspielräumen. Das ist anspruchsvoll, weil der begründete Verdacht besteht, dass Leitende ihr Denken und Handeln inhaltlich, zeitlich und räumlich zu eng rahmen, mit Hinblick auf ihr Fach, ihre Branche, ihre Zuständigkeit, das aktuelle Geschäftsmodell, das Hier und Jetzt.
Starke Gesellschaft? Durch uns?
Wer in Routinen verharrt, wird blind für das, was sinnvoll und möglich wäre:
- Wir sind effizient. (Prima, und wie werdet ihr resilienter und innovativer?)
- Wir sind kundenorientiert. (Sehr gut, und wie profitieren eure Beschäftigten?)
- Wir beachten Quartalsergebnisse. (Klar, und wie gestaltet ihr nachhaltige Entwicklung?)
Nachhaltig führen
Für mich bedeutet nachhaltig führen, das Potenzial einer Organisation zu nutzen, um deren Bestand zu sichern, planetare Grenzen zu achten und die Gesellschaft zu stärken, aus der sie hervorgegangen ist. Bestandssicherung macht zukunftsfähig, was ohne Achtung planetarer Grenzen kaum mehr möglich sein wird. Wenn aber Organisationen neue Kenntnisse, Fähigkeiten und Haltungen entwickeln, um zukunftsfähiger zu sein, warum sollte dieses Vermögen nicht so in die Gesellschaft hineindiffundieren, dass auch sie dadurch stärker wird?
Auch Unternehmen produzieren ja nicht nur Finanzertrag, sondern idealerweise auch Sozial-, Kultur-, Natur-, Bildungs-, Wissen-, Gesundheitsertrag etc., wovon auch ihr Umfeld profitiert. Dann aber fließen substanziell angereicherte Ressourcen ins Unternehmen zurück, sodass es nochmals profitiert, von einem stofflosen Kreislauf sozusagen (s. Abbildung).

Erzeuger solcher Nebeneffekte sind zweifach legitimiert – für ihre Anspruchsgruppen, aber auch für die Gesellschaft insgesamt. (Die Imagevorteile kann sich jeder leicht ausmalen). Um dafür die Weichen stellen zu können, hier fünf Praxistipps für Leitende:
- Zeige Mitverantwortung für den Zustand der Gesellschaft, in der du Führung praktizierst.
- Denk Ertrag breiter.
- Nutze ein Referenzmodell, das dem systemischen Charakter deiner Organisation mehr entspricht, Erfolgsfaktoren kompletter abbildet als die Größen, die du von ökonomisch-bürokratischen „Denkschablonen“ kennst.
- Folge der Logik der Wertschöpfung (s. Abbildung)
- Rüste dich für den Umgang mit Komplexität, der Herausforderung schlechthin für Leitende im 21. Jahrhundert.
In der dritten Folge erläutere ich die Werkzeuge näher.
Mehr erfahren?
Dieser Ratgeber beschreibt Grundlagen und neue Werkzeuge für nachhaltiges Führen. Der Autor zeigt, dass eine neue Erfolgslogik der Führung, die auf Erkenntnissen der sozial-ökologischen Resilienzforschung, der Bio-Kybernetik, der Verhaltensforschung sowie der Theorie sozialer Systeme beruht, entscheidende Impulse für erfolgreichere Organisationen und eine bessere Gesellschaft geben kann. Dieses Buches unterstützt Führungskräfte dabei, nachhaltig zu führen.
