Leben mit Brüchen.
Wir leben in Zeitenwenden mit Epochenbrüchen. Finanz-, Schulden- und Energiekrise, Covid-Pandemie, allerorts spürbare Folgen des Klimawandels, zunehmend ungleiche Verteilung von Lebenschancen, wachsendes Risiko des Missbrauchs von Technik, digitale Verbreitung von Fake-News und Hass etc. haben den Fortschrittsoptimismus der „klassischen Moderne“ zerbröseln lassen. Liberal-demokratische Gesellschaften stehen unter Legitimationsdruck. Letzte Hoffnungen auf eine strahlende Zukunft hat erst der russische Angriffskrieg in Europa, dann der Abschied der Vereinigten Staaten von Amerika als Anführer eines wertegeleiten, demokratischen „Westens“ zunichte gemacht.
Wer hat sich nicht die Augen gerieben, als Donald Trump als frisch vereidigter Präsident das goldene Zeitalter seines Landes heraufbeschwor, mit einer Rhetorik, die Jürgen Habermas an die klinische Vorführung eines psychopathologischen Falls erinnerte, die Hälfte der im Capitol Anwesenden (darunter Tech-Milliardäre aus dem Silicon Valley) jedoch zu Beifallstürmen hinriss? War das nicht der Beginn eines Technofeudalismus in der wirtschaftlich und militärisch stärksten Macht der Welt (deren aktuelle Zollpolitik jedoch den Wohlstand der US-Amerikaner kaum mehren dürfte)? Wann werden sich, wenn überhaupt jemals, die bislang verlässlich demokratischen, mit ökonomischer Grundvernunft ausgestatteten USA von der Zeit unter Trump erholt haben?
Endlich handeln.
Angesichts epochaler Veränderungen mit nie gekannten Risiken für unsere Gesellschaft ist eines wohl sehr klar: Weitermachen wie bisher, in der Behaglichkeit bürgerlicher Komfortzonen, ist keine Option. Was also tun?
Auf Trumps Politik haben Anführer wie der französische Präsident Macron und der britische Premier Starmer reagiert, indem sie die „Koalition der Willigen“ aufriefen, endlich ein starkes, von den USA unabhängigeres Europa zu schaffen. In Deutschland konnte die Koalitions-Sondierungsgruppe aus CDU, CSU und SPD mit Hilfe der Grünen ein gigantisches Investitionspaket für Rüstung und Infrastruktur parlamentarisch beschließen, das der neuen Regierung neue Aktionsräume eröffnet, auch zum Ankurbeln der Wirtschaft. Allerdings weiß jeder, dass kein Geld hilft, das nicht sinnvoll ausgegeben wird.
Genau das geschieht im Maschinenraum unserer Gesellschaft, der sicherstellt, dass diese Gesellschaft funktioniert. Es ist das Spielfeld der Organisationen: der Unternehmen, Behörden, Schulen und Hochschulen, Institute, Verbände, Vereine und sonstigen öffentlichen und privaten Einrichtungen, in denen die meisten Erwachsenen ihre Alltag verbringen. Ohne Organisationen sind unsere Institutionen, unser Rechts-, Bildungs- und Gesundheitswesen, die Wirtschaft, Kultur und Wohlfahrt, ja der Staat selbst, wirkungslos, ist unsere Gesellschaft nicht transformierbar. Das hat längst einen zweifachen Zweck: klimaneutral zu wirtschaften und den Nachweis der ökonomisch-soziokulturellen Überlegenheit einer freien, demokratischen Gesellschaft zu erbringen. Ihrer Stärke also.
Was in Organisationen geschieht, prägt das Klima einer Gesellschaft und wird maßgeblich von der Führung bestimmt. Dann lautet die Preisfrage: Sind unsere Führungskräfte gut genug für die neuen Herausforderungen gerüstet? Ich glaube nicht. Mehr dazu in der zweiten Folge.
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Dieser Ratgeber beschreibt Grundlagen und neue Werkzeuge für nachhaltiges Führen. Der Autor zeigt, dass eine neue Erfolgslogik der Führung, die auf Erkenntnissen der sozial-ökologischen Resilienzforschung, der Bio-Kybernetik, der Verhaltensforschung sowie der Theorie sozialer Systeme beruht, entscheidende Impulse für erfolgreichere Organisationen und eine bessere Gesellschaft geben kann. Dieses Buch unterstützt Führungskräfte dabei, nachhaltig zu führen.
