Purpose steigert Performance

Franziska Fink, Unternehmensberaterin und Lehrbeauftragte an der Universität Witten-Herdecke, zeigt in ihrem Beitrag: Berufung und Leidenschaft zählen in Sachen Mitarbeiterproduktivität mit zu den größten Leistungshebeln. Und machen für den Erfolg von Unternehmen den entscheidenden Unterschied.


„Wählen Sie nicht den Beruf, der Sie am meisten begeistert!“ – Eine überraschende Empfehlung?
Sie widerspricht dem Credo von Studienberater/innen. Die raten Absolvent/innen meist, beruflich den Weg einzuschlagen, der ihnen am meisten Spaß macht. Die Annahme dahinter: Freude und Begeisterung sind die Voraussetzung für Motivation und damit für Erfolg und gute Leistung

Der US-amerikanische Management-Professor Morton Hansen hat diese Annahme auf die Probe gestellt. In einer Studie mit 5.000 Führungskräften und Mitarbeiter/innen hat Hansen untersucht, wodurch sich Top-Performer/innen von anderen unterscheiden. Es stellte sich heraus, dass Begeisterung (Passion) tatsächlich zu hoher Leistung im Job führt. Allerdings zeigten sich bei Menschen, die beruflich ihrem Purpose folgen, noch deutlich höhere Leistungswerte. Purpose meint hier, was bei uns landläufig „Berufung“ genannt wird – „Was ist mein höherer Sinn? Warum tue ich, was ich tue? Wozu will ich damit beitragen?“.

Noch höher lagen in der Studie jene Teilnehmer/innen, die in ihrem Job Purpose und Passion verknüpfen. Sie lagen im Vergleich zu Personen, die weder das eine noch das andere im Job hatten, um 18 Prozent höher im Leistungsniveau. Die Studie zeigte, dass Purpose & Passion der zweitgrößte Leistungshebel von Menschen ist – gleich hinter „Do less, then obsess“ – „Fokussiere auf Weniges und betreibe das obsessiv“.

Follow your Purpose

Der Grund für den starken Leistungseffekt von Purpose und Passion liegt darin, dass jene Menschen pro Arbeitsstunde mehr Energie in ihre Arbeit stecken. Sie arbeiten nicht mehr Stunden, sondern intensiver. Der Karriere-Tipp des Forschers ist daher „Do not follow your Passion!“ Anstatt nur dem zu folgen, was einen begeistert und was man mag, sieht er es als entscheidender, den eigenen Purpose zu entdecken und ihm auch beruflich zu folgen – im Idealfall in einem Job, für den man sich auch begeistert.

Morton Hansen unterscheidet Purpose und Passion sehr klar. Passion sei oft eine selbstbezogene, hedonistische Haltung: „Was macht mir Spaß? Was hält die Welt für mich bereit?“ Purpose beschreibt das Gegenteil: „Was kann ich der Welt geben?“ – Menschen, die Beiträge für andere Menschen, Unternehmen oder die Gesellschaft leisten, die als sinnvoll erlebt werden und niemandem schaden. Laut der Studie ist das allen Menschen möglich, egal in welchem Alter, in welcher Branche oder Berufsgruppe. Purpose ist nicht – wie von manchen angenommen – ein Luxus, den sich nur Gebildete oder Wohlhabende leisten können.

Purpose-driven people machen den Unterschied

Den Effekt von Purpose auf die Produktivität und den Erfolg von Mitarbeiter/innen erforscht auch das soziale Netzwerk LinkedIn. Die Sinn-orientierten Mitarbeiter/innen der Plattform zeigen deutlich höheres Engagement und beschreiben ihren Job als erfüllender. Sie übertreffen ihre Kolleg/innen in jeder Hinsicht, von der Bindungsdauer ans Unternehmen bis zu Führungsfähigkeiten. Auch eine Studie für den US-Markt in 2015 zeigte, dass sinnorientierte Beschäftigte (so genannte purpose-driven people) um 64 Prozent mehr Erfüllung im Job erleben, dass es um 50 Prozent wahrscheinlicher ist, dass sie Führungspositionen übernehmen und um 47 Prozent wahrscheinlicher, dass sie ihre Arbeitgeber/innen aktiv promoten.

Sie wollen mehr zu diesem Thema lesen?

Dann empfehlen wir Ihnen Franziska Finks Buch „Purpose Driven Organizantions“ – mit Co-Autor Michael Moeller. Und wer neugierig geworden ist, den eigenen Sinn zu finden, kann mit ihr zur Purpose Quest auf die Berge steigen.

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