Schluss mit der Einbahnstraßen-Kommunikation

Unternehmen brauchen die Intelligenz ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Problem: Sie steckt IN den Köpfen der Mitarbeiter und der einzige Weg heraus führt über: Kommunikation. Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Mitarbeiterinnen auf Dauer Lust haben, diese ins Unternehmen einzubringen, ist „vollendete“ Kommunikation. Ein Gastbeitrag von unserer Autorin Ulla Domke.


Was genau passiert eigentlich, wenn wir kommunizieren?

Zunächst einmal ist es wichtig, sich klar zu machen, dass zur Kommunikation immer (mindestens) zwei Personen gehören. Diese beziehen sich aufeinander. Kommunikation ist immer ein HIN und HER zwischen Personen. Und das besteht aus folgenden Schritten:

1) A sendet eine Mitteilung

Karikatur von Mann A und Sprechblase mit Frage- und Ausrufezeichen vor leerem Stuhl B

2) B bezieht diese Mitteilung auf sich

Karikatur von Mann A und Sprechblase mit Frage- und Ausrufezeichen vor Frau B auf Stuhl und Sprechblase mit Ausrufezeichen

3) B zeigt eine Reaktion auf die Mitteilung von A (*)

Karikatur von Frau B auf Stuhl und Sprechblase mit Ausrufezeichen

(* Bliebe Schritt 3 aus, handelte es sich maximal um INFORMATION.)

Kommunikation findet also statt, sobald die Schritte 1 bis 3 stattfinden.

Einbahnstraßen-Kommunikation

In Organisationen gibt es aber auch die gar nicht so seltene Variante, dass nur Schritt 1 stattfindet: Es wird etwas mitgeteilt – und niemand nimmt diese Mitteilung auf. Damit ist nicht nur die E-Mail gemeint, die niemand liest. Sondern zum Beispiel auch die Wortmeldung im Meeting, auf die niemand eingeht. Das Entscheidende ist, dass in diesem Fall für die Organisation NICHTS PASSIERT. Auch wenn die gerade in den Raum gestellte Mitteilung möglicherweise ein brillanter Vorschlag war. Für die Organisation ist nur das relevant, was in die Kommunikation kommt. Oder anders gesagt: was in irgendeiner Weise aufgenommen und fortgesetzt wird. Alles andere landet hier:

Einbahnstraßen-Kommunikation: Karikatur von Kommunikationsgruft: Gräber nebeneinander, auf denen "Mitteilung" steht

Wirklich kluge Kommunikation braucht jedoch noch einen vierten Schritt

kluge Kommunikation: Karikatur von Mann A und Frau B, beide mit Sprechblase, in der ein Ausrufezeichen ist

In diesem Schritt 4„ erkennt der ursprüngliche Mitteilungssender, dass seine Nachricht angekommen ist. Und dass irgendeine Art der Reaktion folgt. Dieser vierte Schritt macht für die Qualität von Kommunikation in Organisationen in vielen Fällen den entscheidenden Unterschied. Denn nur, wenn die Kommunikation abgeschlossen (vollendet) wird, ist sie für den Mitteilenden befriedigend. Und motiviert zu weiteren Mitteilungen. In Unternehmen passiert es jedoch häufig, dass Mitarbeiter Ideen äußern oder sogar explizit danach gefragt werden. Ob die Idee dann auch aufgenommen oder ob sie in irgendeiner Weise verarbeitet wurde, das erfährt aber niemand.

Schweigen als Motivationskiller

Was ist die Konsequenz, wenn die Mitarbeitenden keine Reaktion auf ihre Äußerungen erfahren? Die Mitarbeiter lernen, dass es sich nicht lohnt, ihre Meinung zu sagen. Bzw. dass sie und ihre Meinungen nicht für wert befunden werden, so dass mit konkreten Maßnahmen darauf geantwortet wird. Oder zumindest erläutert wird, warum in diesem Fall keine Maßnahmen erfolgen. Das senkt die Motivation, sich qualifiziert ins Unternehmen einzubringen, enorm.

Und warum ist es so schlimm, wenn Mitarbeiterinnen sich nicht mehr einbringen?

Weil die Intelligenz eines Unternehmens in seiner Kommunikation steckt, und diese gespeist wird durch die Gedanken und Ideen (Wahrnehmungen) seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Wenn diese Gedanken und Ideen in den Köpfen bleiben, werden sie nicht Teil des Unternehmens. So kann das Unternehmen nicht klüger werden – egal, wie klug die Mitarbeitenden sind!

Menschen wollen mitwirken

Das bedeutet, um als Unternehmen klug zu handeln – also zum Beispiel klug auf veränderte Kundenwünsche zu reagieren –, braucht das Unternehmen die Wahrnehmungen seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Die Intelligenz Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird NUR dann Teil des Unternehmens, wenn deren Äußerungen anschlussfähig in die Kommunikationsflüsse des Unternehmens eingebracht und damit wirksam werden können.

Vollendete Kommunikation als Erfolgsfaktor

Und im Umkehrschluss: Je weniger Menschen ihre Meinungen, ihr Wissen und ihre Ideen in die betriebliche Kommunikation – und damit ins Unternehmen – bringen, desto dünner wird die Basis, auf der eine Organisation ihre Entscheidungen trifft. Das heißt: Für die Organisation ist nur das relevant, was in die Kommunikation kommt. Oder anders gesagt: was der Betrieb in irgendeiner Weise aufnimmt und fortsetzt. Ob Mitarbeiter das auf Dauer tun wollen, hängt von verschiedenen Voraussetzungen ab. Darauf zu achten, dass Kommunikation „vollendet“ stattfindet, ist EINE ganz wesentliche Voraussetzung dafür.

Mehr lesen?

Ulla Domke beschreibt gemeinsam mit Martin J. Granica und Michael Hüter (Illustrationen) in ihrem Buch „Mutig führen“, wie man als Führungskraft in den Teams Lust auf Verantwortung weckt und sich so gut für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt aufstellt.

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