Führung ist fast in jeder Organisation ein zentraler Aspekt ihrer Leistungsfähigkeit. Doch nicht nur die formale Führungsrolle, die verwendeten Führungs- und Steuerungsinstrumente und die Eigenschaften und Verhaltensweisen einer Führungskraft sind wesentlich für die Führungswirkung. Eine zentrale Rolle spielt die Führungsbeziehung, also das, was sich zwischen einer Führungskraft und den jeweiligen Mitarbeitenden als gemeinsame Beziehung herausbildet. Das bedeutet zum einen, dass nicht nur die Führungskraft für Führung relevant ist, sondern alle an der Führungsbeziehung Beteiligten. Die Führungsbeziehung beeinflusst die Qualität und die Ergebnisse der gemeinsamen Aufgabenerfüllung von Führungskräften und Mitarbeitenden.
Führungskräfte sind nicht die Macher:innen der Beziehung
Die gängigen Leadership-Entwicklungsprogramme beschäftigen sich damit, Führungskräften das „wie“ der Führung beizubringen: wie spreche ich Schwieriges an, wie gebe ich kritische Rückmeldungen, wie entwickle ich eine Strategie. Manche Qualifizierungen fokussieren auch auf die Haltung, mit wieviel Mut und/oder Demut gehe ich meine Führungsaufgabe an, verstehe ich Führung als Dienstleistung am Grundauftrag der Organisation oder wird Führung als Steuern verstanden.
Nur in wenigen Programmen setzen sich Führungskräfte mit der Weiterentwicklung ihrer Beziehungs- und Resonanzfähigkeit auseinander. Bildlich gesprochen bezeichnet Resonanz eine Art gemeinsames Schwingen von Menschen. Zunächst ist es einmal die Aufgabe von Führung, aktiv Schwingungen unter den Mitarbeitenden herzustellen oder Schwingungen innerhalb der Organisation zu nutzen. Darüber hinaus sollen Führungskräfte jedoch auch sich selbst als in das Schwingungsgefüge der Organisation eingebettet begreifen. Dies bedeutet einerseits Offenheit, um sich als Führungskraft von der Organisation und den Organisationsmitgliedern berühren und auch verändern zu lassen. Da Beziehung ein wechselseitiger Prozess ist, bedeutet es auch, auf die Organisation, auf die Mitarbeitenden zu antworten und mit ihr in Dialog zu treten.
Führungsbeziehung als Resonanzbeziehung
Resonanz in diesem Sinne ist kein neuartiges Führungsinstrument. Vielmehr ist das Verständnis von Führungsbeziehung als eine Resonanzbeziehung, ein spezifischer Blickwinkel auf Führung und die Rollen von Führungskräften innerhalb des Beziehungsgeflechtes einer Organisation. Führungskräfte sind nicht die Macher und diejenigen, welche einseitig Einfluss ausüben. Sie sind ein Teil eines sozialen Systems, welches sie anspricht und welchem sie antworten, wobei ihre Antwort in dialogischer Hinsicht weitere Reaktionen des Systems hervorruft.
Eine gute Beziehung braucht Reflexion
Eine gute Beziehung ist nicht erzwingbar, doch beide – Führungskraft und Mitarbeiter – können versuchen, an einer tragfähigen vertrauensvollen Beziehung zu arbeiten. Die Reflexion dieser Beziehung ist immens wichtig, weil hinter dem eigenen Verhalten, Bilder und innere Landkarten stehen, die das gemeinsame Führungsgeschehen und damit die Entwicklung und das Gelingen des Miteinanders maßgeblich beeinflussen.
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Dieses Buch erkundet eine innovative Sicht auf Führung, die über formale Führungsrollen und individuelle Eigenschaften von Führungskräften hinausgeht. Die Autor:innen plädieren für eine Führung, die sich in der Beziehung zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden manifestiert. Mit kompakten Texten und begleitenden Grafiken laden sie Führungskräfte dazu ein, über ihre Führungsbeziehung nachzudenken und ihr eigenes Verhalten zu reflektieren.